Impfstoff gegen Corona – Forschung auf Hochtouren

Ein Impfstoff gegen Corona wäre der Durchbruch – und wahrscheinlich die Rettung für Millionen Menschen. Weltweit suchen Wissenschaftler fieberhaft nach einem Serum gegen das Virus. Auch Forscher aus Mittelhessen arbeiten unermüdlich, um die rettende Substanz zu finden.

Ein Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 wird Millionen Menschen rettern. Er muss aber erst entwickelt werden. Credit: Mongkolchon Akesin/shutterstock.com

Auch in Sachen Impfstoff sind Healthcare-Experten aus Mittelhessen beteiligt: Das Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg ist beispielsweise eine wichtige Instanz, um einen Impfstoff zu entwickeln. In Marburg arbeitet man im Verbund mit anderen Wissenschaftlern innerhalb des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung. Dabei setzen die Forscher auf Vorhandenes und bauen einen neuen Impfstoff aus einer fertigen sogenannten Impfstoffplattform und einem Teil des jeweiligen neues Virus. Aber: „Die Entwicklung eines Impfstoffs ist ein langwieriger, mühsamer Prozess, vor allem die klinische Prüfung für die Zulassung eines Kandidaten. Das geht nicht in ein paar Wochen“, sagte Stephan Becker, Direktor Virologie-Institut Philipps-Universität Marburg im Interview mit dem ZDF. Der Virologe vergleicht die Entwicklung gerne mit einem Lego-Auto: „Sie haben das Auto fertig, nur die Reifen fehlen Ihnen noch, die packen Sie dann dran und dann ist das Ding fertig“, sagt Becker im Interview mit hr-info.

Hessische Spitzenforschung in Marburg

„Wir sind sehr stolz auf unsere hessische Spitzenforschung in diesem Bereich“, betont auch die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn bei einem Besuch im Marburger Zentrum des Instituts und des Forschungszentrums DRUID, das im Rahmen der hessischen Forschungsförderungsinitiative LOEWE gefördert wird. „Wir haben in Marburg ein Kompetenzzentrum, das national wie international eine Ausnahmestellung in der Diagnostik und Erforschung hochinfektiöser Erkrankungen innehat”, so Dorn weiter.

Uni Gießen forscht im europäischen Verbund

Auch an der Justus-Liebig-Universität Gießen arbeiten Wissenschaftler gemeinsam mit Partnern in Schweden und Italien an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Die Voraussetzungen dafür wurden durch die Veröffentlichung des Virusgenoms durch chinesische Forscherinnen und Forscher und die Etablierung einer Impfplattform im Rahmen eines vorhergehenden EU-Projektes der beteiligten Partner geschaffen. Jetzt sorgt eine Förderung durch die Europäische Union dafür, dass Impfstoffkandidaten optimiert und möglichst schnell in klinischen Studien getestet werden können: Das Projekt OPENCORONA (Rapid Therapy Development through Open Coronavirus Vaccine Platform) unter Federführung des Karolinska-Instituts in Stockholm wird durch das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ für zwei Jahre mit voraussichtlich drei Millionen Euro gefördert. Die Justus-Liebig-Universität Gießen ist mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Friedemann Weber am Institut für Virologie des Fachbereichs Veterinärmedizin beteiligt.

Die potenziellen Impfstoffe sind sogenannte DNA-Vakzine, die auf der viralen Erbsubstanz basieren. Die Arbeitsgruppe von Weber untersucht in Zellkulturen, wie das angeborene Immunsystem auf die verschiedenen Impfstoffkandidaten reagiert. Die Forscher beabsichtigen, möglichst rasch mit der Erprobung in Tiermodellen zu beginnen. Wenn alles wie geplant verläuft, werden die ersten Versuche am Menschen voraussichtlich im Jahr 2021 beginnen und in der Karolinska-Universitätsklinik in Stockholm stattfinden. Aber die Forscher behalten ihre Ergebnisse selbstverständlich nicht für sich. „Wir werden unsere Daten fortlaufend offenlegen, damit auch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – und letztlich wir alle – davon profitieren können“, so Prof. Dr. Friedemann Weber.

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