Neue Versorgungsform soll Behandlung von Herzinsuffizienz-Patienten bei chirurgischen Eingriffen entscheidend verbessern

Ein innovativer Ansatz zur Optimierung der perioperativen Versorgung

Patienten mit Herzinsuffizienz stehen bei operativen Eingriffen vor besonderen Herausforderungen. Um ihre Behandlung nachhaltig zu verbessern, haben die Justus-Liebig-Universität Gießen und das Universitätsklinikum Gießen (UKGM) ein wegweisendes Versorgungskonzept entwickelt. Die innovative Herangehensweise soll das Risiko postoperativer Komplikationen senken und die Lebensqualität der Betroffenen steigern.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit für bessere Behandlungsergebnisse

Das neuartige Konzept basiert auf einer engen Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen – darunter Anästhesiologie, Kardiologie und Chirurgie – sowie niedergelassener Ärzte. Im Rahmen der multizentrischen Studie „Perioperative interdisziplinäre, intersektorale Prozess-Optimierung bei Herzinsuffizienz“ (PeriOP-CARE HF) wird das Modell an mehreren Standorten in Deutschland erprobt, darunter in Gießen, Berlin, Würzburg, Rostock und Hamburg. Ziel ist es, eine strukturierte, interdisziplinäre und personalisierte Betreuung vor, während und nach einem chirurgischen Eingriff sicherzustellen.

Neue Versorgungsform soll Behandlung von Herzinsuffizienz-Patient:innen bei chirurgischen Eingriffen entscheidend verbessern. Studie zu potenziellem Modell für bundesweite Versorgung wird in Gießen koordiniert. / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/109212 / Foto: Christine Bode / Bildrechte: RHÖN-KLINIKUM AG
Neue Versorgungsform soll Behandlung von Herzinsuffizienz-Patient:innen bei chirurgischen Eingriffen entscheidend verbessern. Studie zu potenziellem Modell für bundesweite Versorgung wird in Gießen koordiniert. / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/109212 / Foto: Christine Bode / Bildrechte: RHÖN-KLINIKUM AG

Gezielte Diagnostik zur Risikoerfassung

Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung, die oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert wird. Vor allem ältere Patienten über 65 Jahre weisen häufig ein erhöhtes Risiko für postoperative Komplikationen auf. Ein Kernstück der neuen Versorgungsform ist daher die frühzeitige Identifikation gefährdeter Patient:innen anhand eines erhöhten NT-proBNP-Werts, einem Biomarker für Herzinsuffizienz. Anschließend erfolgt eine umfassende kardiale Risikoeinschätzung, die eine interdisziplinäre Abstimmung der optimalen Therapie im sogenannten Perioperativen Management-Board ermöglicht.

Modernes Monitoring und spezialisierte Nachsorge

Während der Operation kommt ein individualisiertes hämodynamisches Monitoring zum Einsatz, das eine frühzeitige Erkennung und Behandlung potenzieller Komplikationen erlaubt. Nach dem Eingriff werden die Patienten durch speziell geschulte Heart Failure Nurses betreut, die auch die ambulante Weiterbehandlung koordinieren. Diese strukturierte Nachsorge trägt maßgeblich dazu bei, postoperative Risiken zu minimieren und die Genesung zu optimieren.

Langfristige Übertragbarkeit und ökonomischer Nutzen

Ein weiteres Ziel der Studie ist die Implementierung der neuen Versorgungsform in die reguläre Gesundheitsversorgung. Durch die Zusammenarbeit mit der BARMER Krankenkasse wird eine gesundheitsökonomische Analyse durchgeführt, um den langfristigen Nutzen der verbesserten Koordination zwischen stationärer und ambulanter Versorgung zu bewerten. Erwartet wird nicht nur eine gesteigerte Lebensqualität der Patienten, sondern auch eine Reduzierung der Gesundheitskosten durch weniger Komplikationen und Krankenhauswiederaufnahmen.

Projektförderung und Laufzeit

Das Forschungsprojekt PeriOP-CARE HF wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 4,5 Millionen Euro gefördert. Die Gesamtlaufzeit beträgt 36 Monate, mit einer geplanten Fertigstellung bis 2027.

Mit diesem zukunftsweisenden Ansatz könnte sich das Modell als Blaupause für die deutschlandweite Gesundheitsversorgung etablieren – ein bedeutender Schritt in der verbesserten Betreuung von Herzinsuffizienz-Patienten bei chirurgischen Eingriffen.