Marburg, 14. Oktober 2024 – Mit der feierlichen Grundsteinlegung im Beisein des hessischen Wissenschaftsministers Timon Gremmels startet die Philipps-Universität Marburg den Bau des „Marburg Centre for Epidemic Preparedness“ (MCEP). Die hochmoderne Forschungseinrichtung mit einem BSL-4-Labor der höchsten Sicherheitsstufe soll die Erforschung und Prävention epidemischer Bedrohungen stärken und wird direkt neben dem bestehenden Labor auf dem Campus Lahnberge entstehen. Die Fertigstellung ist für Ende 2026 geplant.
Der Wissenschaftsrat empfahl den Bau bereits 2021, und der Bund sowie das Land Hessen fördern das Projekt mit insgesamt 46 Millionen Euro. Weitere 4,6 Millionen Euro fließen in die Ausstattung und Großgeräte. „Globale Gesundheitskrisen fordern uns wie nie zuvor. Die Forschung zu Epidemien und deren Prävention ist von zentraler Bedeutung,“ betonte Minister Gremmels bei der Grundsteinlegung. „Das Marburg Centre for Epidemic Preparedness wird innovative wissenschaftliche Lösungen entwickeln, die uns auf künftige Epidemien vorbereiten. Mit diesem Bauprojekt schaffen wir den dringend benötigten Raum für exzellente Forschung.“
Der Präsident der Universität Marburg, Prof. Dr. Thomas Nauss, dankte den Förderern und verwies auf die lange Tradition Marburgs in der Forschung hochpathogener Viren. „Diese Unterstützung ermöglicht es der Marburger Virologie, weiterhin auf höchstem Niveau zur Bewältigung epidemischer Krisen beizutragen.“
Das neue MCEP-Laborgebäude wird 400 Quadratmeter Laborfläche umfassen, hinzu kommen umfangreiche Anlagen für die technische Infrastruktur. Geplant ist eine „Haus im Haus“-Bauweise, die eine maximale Sicherheit für Forschende und Umwelt gewährleistet. Etwa 70 Prozent der Baukosten fließen in die aufwendige Sicherheitstechnik, darunter Photovoltaikanlagen, die das Gebäude umweltfreundlich mit Strom versorgen. Die Forschenden arbeiten im Containment-Bereich unter Vollschutz mit extern belüfteten Sicherheitsanzügen und maximalem Schutz vor Infektionen.
„Die neuen Räume und die fortschrittliche Ausstattung bieten die Grundlage für unsere zukünftige Forschung“, erklärte Prof. Dr. Stephan Becker, Leiter des Marburger Instituts für Virologie. „So können wir auch künftig auf dem neuesten Stand an epidemischen und pandemischen Viren forschen und unsere Gesellschaft besser auf gesundheitliche Notlagen vorbereiten.“
Der Entwurf stammt vom Stuttgarter Büro HWP Planungsgesellschaft, die Projektleitung übernimmt der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH). Nach Fertigstellung des Neubaus wird das bisherige BSL-4-Labor modernisiert und bleibt für die Forschung an hochpathogenen Viren in Betrieb.
Hintergrund: Marburg und die Forschung an hochpathogenen Viren
Die Erforschung hochpathogener Viren hat in Marburg eine lange Tradition. Ein schwerwiegender Ausbruch des Marburg-Virus im Jahr 1967 legte den Grundstein für die Entwicklung eines Forschungszentrums an der Universität. Seither wurde die Forschung kontinuierlich ausgebaut, um Viren mit pandemischem Potenzial wie Ebola, SARS oder Zika in speziell gesicherten Laboren zu untersuchen. Das Marburger BSL-4-Labor ist eines von nur vier Einrichtungen dieser Sicherheitsstufe in Deutschland und das einzige, das von einer Universität betrieben wird.