Prof. Dr. Katharina Höfer und Dr. Johannes Rebelein, beide Forscher am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie (MPI-TM) und an der Philipps-Universität Marburg, wurden von der renommierten europäischen Wissenschaftsorganisation European Molecular Biology Organization (EMBO) als „Young Investigators“ ausgezeichnet. Zusammen mit 27 weiteren Wissenschaftlern aus ganz Europa erhalten sie für die kommenden vier Jahre finanzielle Unterstützung sowie Zugang zu Mentoring- und Ausbildungsprogrammen, die ihre wissenschaftliche Karriere weiter fördern sollen.
Die Ernennung zum „EMBO Young Investigator“ ist eine bedeutende Auszeichnung für Höfer und Rebelein, die mit ihren innovativen Forschungsansätzen zu wichtigen biologischen Prozessen maßgeblich zur Weiterentwicklung der Mikrobiologie und Biotechnologie beitragen. Die beiden Marburger Forscher konnten sich mit ihren Arbeiten in den Bereichen RNA-Modifikation und Nitrogenase-Forschung als herausragende Wissenschaftler profilieren.
Forschung zu neuen RNA-Bausteinen bei Bakterien
Prof. Dr. Katharina Höfer und ihr Team widmen sich der Erforschung neuartiger RNA-Bausteine in Bakterien, die von Viren, sogenannten Bakteriophagen, infiziert werden. Kürzlich entdeckten sie eine unbekannte enzymatische Reaktion, die RNAs mit Proteinen verknüpft. „Die Infektion von Bakterien mit Bakteriophagen führt zu völlig neuen Biomolekülen, die bisher noch nicht beschrieben wurden. Wir untersuchen derzeit die Funktion dieser RNAylierung, um ihre Bedeutung für verschiedene Organismen – auch den Menschen – zu verstehen“, erklärt Höfer.
Ein langfristiges Ziel ihrer Forschung ist es, RNAylierung als neue Methode zur Kontrolle mikrobieller Prozesse zu etablieren und daraus neuartige RNA-basierte Therapeutika zu entwickeln. Besonders betont Höfer die Bedeutung der internationalen Vernetzung durch das EMBO-Programm: „Dank des EMBO-Netzwerks können wir unsere Forschung ausweiten und interdisziplinäre Kooperationen an der Universität Marburg weiter vorantreiben, insbesondere im Rahmen des Zentrums für Synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO) und des geplanten Exzellenzclusters Microbes-4-Clima (M4C).“
Innovationen in der Stickstoff- und CO2-Fixierung
Dr. Johannes Rebelein erforscht mit seinem Team die Nitrogenase, ein Enzym, das den atmosphärischen Stickstoff in eine für das Leben verwertbare Form umwandelt. „Die Nitrogenase ist einzigartig, da sie den Stickstoff für Pflanzen nutzbar macht. Aber unsere Forschung geht noch weiter: Wir haben gezeigt, dass Nitrogenasen auch CO2 in wertvolle Kohlenwasserstoffe umwandeln können. Dies eröffnet neue Perspektiven für nachhaltige biotechnologische Prozesse, die zur CO2-Fixierung und Produktion von Grundchemikalien beitragen könnten“, erklärt Rebelein.
Durch seine Forschung hofft Rebelein, einen bedeutenden Beitrag zur grünen Kreislaufwirtschaft zu leisten und die Nitrogenase-Technologie für industrielle Anwendungen weiterzuentwickeln. „Das EMBO Young Investigator Programm gibt uns die Möglichkeit, unser Wissen in synthetischer Biologie zu vertiefen und die Mechanismen der Nitrogenase weiter zu entschlüsseln“, so Rebelein.
EMBO Young Investigator Programm
Das EMBO Young Investigator Programm fördert exzellente Nachwuchswissenschaftler, die seit weniger als vier Jahren eine eigene Forschungsgruppe leiten und herausragende wissenschaftliche Leistungen vorweisen können. Die Programmpartner erhalten eine finanzielle Unterstützung von bis zu 15.000 Euro im zweiten Jahr ihrer Tätigkeit sowie die Möglichkeit, sich um weitere Zuschüsse von bis zu 10.000 Euro jährlich zu bewerben. Zudem profitieren sie von Schulungen und dem Zugang zu den zentralen Einrichtungen des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL).
Mit ihrer Auswahl zum „EMBO Young Investigator“ haben Höfer und Rebelein nicht nur eine herausragende Anerkennung ihrer bisherigen Leistungen erfahren, sondern auch die Möglichkeit, ihre Forschung in einem internationalen Netzwerk weiter auszubauen und neue wissenschaftliche Kontakte zu knüpfen.