Klinische Forschungsgruppe der Philipps-Universität Marburg präsentiert neuen Angriffspunkt gegen Bauchspeicheldrüsentumor
Das Protein DYRK1B bietet einen neuartigen Ansatz zur Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das schlussfolgert eine Forschungsgruppe der Marburger Hochschulmedizin aus Laborexperimenten. Wie das Team im gastroenterologischen Fachblatt „Gut“ (englisch für „Darm“) schreibt, vermindert sich das Tumorwachstum, wenn man DYRK1B ausschaltet.
Obwohl Bauchspeicheldrüsenkrebs intensiv erforscht wird, gibt es bis heute nur geringe Heilungschancen. „Die Klinische Forschungsgruppe 325 in Marburg verfolgt das Ziel, neue Methoden zur Behandlung der Krankheit zu entwickeln“, sagt Professor Dr. Matthias Lauth vom Marburger Zentrum für Tumor- und Immunbiologie, der die Forschungsarbeit des Konsortiums leitet und als einer der Leitautoren der aktuellen Studie firmiert.
„DYRK-Proteine gehören zu einer Molekülgruppe, die bislang wenig untersucht wurde, obwohl ihr wichtige Funktionen zugeschrieben werden“, führt Lauth aus. Eines dieser Proteine steht im Fokus der aktuellen Studie: DYRK1B wird überwiegend von Krebszellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Wie das Forschungsteam feststellte, schützt DYRK1B Krebszellen vor Angriffen durch Fresszellen des Immunsystems. „Solche Krebszellen verfügen auf der Oberfläche über ein Protein, dass gegenüber Fresszellen als ‚Friss mich nicht‘-Signal fungiert“, legt Lauth dar. „Schaltet man DYRK1B aus, so zieht dies Fresszellen an“, berichtet Mitverfasserin Dr. Anna Brichkina, die eine Nachwuchsgruppe am Marburger Zentrum für Tumor- und Immunbiologie leitet. „Außerdem verschwindet das ‚Friss mich nicht‘-Signal, so dass Tumorzellen vermehrt eliminiert werden.“
Wie diese Resultate in eine neuartige Krebsbehandlung münden könnten, erprobte das Team in Tierversuchen an Mäusen: Kombiniert man eine herkömmliche Krebstherapie mit einer Verabreichung eines Hemmstoffs gegen DYRK1B, so stoppt dies das Tumorwachstum und führt zu längerem Überleben. „Da sich kleine DYRK1-Hemmstoffe derzeit in der klinischen Erprobung befinden, könnten sich unsere Erkenntnisse rascher in der klinischen Praxis umsetzen lassen als üblich“, hofft Lauth.
Professor Dr. Matthias Lauth forscht am Marburger Zentrum für Tumor- und Immunbiologie und koordiniert das Forschungskonsortium KFO325. Neben Lauth und Brichkina sowie ihren Arbeitsgruppen beteiligten sich zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Marburger Hochschulmedizin an der Studie, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert wird.