Technische Hochschule Mittelhessen unterstützt Covid-Impfstoffproduktion

Die weltweite Impfung gegen SARS-CoV-2 hat begonnen. Doch hilft dieser Impfstoff auch gegen die zweite Generation des Coronavirus? Daran wird zurzeit intensiv geforscht. Auch die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) entwickelt Fertigungsprozesse, um die Impfstoffproduktion zu unterstützen.

Foto: THM

Bei dem Präparat, das am Universitätsklinikum Tübingen (UKT) unter Federführung von Dr. Ralf Amann in Zusammenarbeit mit dem von ihm ausgegründeten Biotech-Startup Prime Vektor Technologies entsteht, handelt es sich um einen viralen Vektor-Impfstoff. Dabei werden sogenannte Antigene des Coronavirus, etwa spezifische Oberflächenstrukturen, in ein für den Menschen ungefährliches Trägervirus, den Vektor, eingebaut. Nach Verabreichung ahmt der Vektor eine Infektion nach und die Antigene werden dem Immunsystem präsentiert. Der Körper bildet sowohl Antikörper als auch T-Zellen, die sich gegen die Antigene richten. So soll sich ein möglichst langlebiges immunologisches Gedächtnis bilden, das vor einer tatsächlichen Infektion mit Covid-19 schützt. 

Der von UKT und THM entwickelte Prozess sorgt für die nötige Reinheit des Impfstoffs. „Es ging uns hierbei natürlich ursprünglich nicht um Covid-19“, sagt Prof. Dr. Michael Wolff vom Fachbereich Life Science Engineering der THM. Denn mit den Tübinger Kollegen arbeite man schon seit Jahren erfolgreich an dem Projekt. Als Vektor wurde das in seinen krankmachenden Eigenschaften abgeschwächte Orf-Virus ausgewählt, das als Wildtyp bei Schafen, Ziegen oder Rentieren die Schafspocken auslöst, eine Hautkrankheit. Ziel des gemeinsamen Projektes war es, für diesen Vektor einen den regulatorischen Anforderungen entsprechenden Herstellungsprozess zu entwickeln. Die Aufreinigung ist darin unerlässlich. 

Dass der Vektor gegen eine Vielzahl von Infektionskrankheiten eine effektive Immunität vermittelt, wurde in Tiermodellen nachgewiesen. Er habe „ein exzellentes Sicherheitsprofil“ und eigne sich auch für Mehrfachimpfungen. „Die hervorragenden Eigenschaften unserer Impfstofftechnologie konnten wir in präklinischen Studien vielfach demonstrieren“, sagt Ralf Amann. Und ergänzt: „Angesichts der Dringlichkeit, wirksame Therapien gegen Covid-19 zu finden, setzen wir alles daran, einen eigenen Impfstoffkandidaten in klinische Studien am Menschen zu bringen.“ Michael Wolff ergänzt: „Aufgrund der Erfahrungen aus der langjährigen Zusammenarbeit waren wir in der glücklichen Lage, schnell reagieren und einen Prozess bereitstellen zu können.“

Der Beitrag seines Gießener Teams sichert die großtechnische Produktion des Impfstoffs. Dieser wird in einer Zellkultur erzeugt und muss dann in einem aufwändigen Prozess von unerwünschten Bestandteilen bis zu einem gewissen Reinheitsgrad abgetrennt werden. Es wurde darauf Wert gelegt, dass die verwendeten Materialien für die Filtration und Chromatographie eine einfache Skalierbarkeit der Produktion ermöglichen. „Wir haben die technische Basis für Teile dieses Produktionsprozesses gelegt“, erläutert Prof. Wolff. Produziert werden soll der Impfstoff für die im Mai beginnenden Phase-I/II-Studien vom französischen Lohnhersteller ABL Europe. Die THM unterstützt die beteiligten Partner nun beim Technologietransfer an den Hersteller.

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