Internationale Ideenschmiede: Verschiedene Therapieansätze gegen Covid-19

Um die Covid-19-Pandemie wirklich zu stoppen, braucht es Medikamente und Impfstoffe. Weltweit suchen Forscher nach den passenden Wirkstoffen und lebensrettenden Substanzen. Das Biotechunternehmen CSL Behring geht einen besonderen Weg als Mitgründer einer global agierenden Plasma-Allianz – die schnell erste Erfolge in der Medikamentenentwicklung gegen Covid-19 präsentieren konnte.

Produktionsgebäude CSL Behring, Standort Marburg

Es ist ein Marathon im Sprinttempo: Rund um den Globus suchen Wissenschaftler fieberhaft nach einem Medikament gegen Covid-19. Erste Meilensteine auf dem Weg zum Erfolg werden nahezu täglich veröffentlicht. Aber um in diesen Zeiten effizient und trotzdem wissenschaftlich korrekt agieren zu können, braucht es Kooperationen: Das hat auch der australische Biotechkonzern CSL Behring frühzeitig erkannt und sich mit anderen führenden Unternehmen verbündet, und eine Plasma-Allianz gegründet – eine außergewöhnliche Forschungskooperation in der Industrie, die sonst auf den Wettbewerb setzt. 

„Ich sehe dieses Konsortium als etwas Besonderes an. Wir arbeiten alle gemeinsam an dem gleichen Ziel ein Arzneimittel herzustellen, um damit Patienten zu therapieren, die an Covid-19 erkrankt sind.”
Dr. Lutz Bonacker
Senior Vice President und General Manager Europe der CSL Behring GmbH

Plasma-Allianz entwickelt neuen Therapieansatz

Das Konsortium vereint bereits zehn Unternehmen. Darunter befinden sich neben CSL Behring weitere namhafte Firmen, wie Takeda, Biotest, bpL, LFB und Octapharma. Weitere Branchenmitglieder wie ADMA Biologics, Biopharma Plasma, GC Pharma und Sanquin sind ebenfalls dazu gestoßen. Den Grundstein zur Allianz legten CSL Behring und Takeda Pharmaceutical Company Limited. Beide Unternehmen weisen hohe Expertise im Bereich plasmabasierter Therapien auf. Unterstützung findet das Konsortium auch durch andere Organisationen, die durch optimierte Bewerbung (bing, Edelmann, Facebook, Google, msn) technische Beratung (Microsoft) und logistische Bereitstellungen (PALL, Uber Health) das Ziel der Allianz vorantreiben.

> zur Webseite der CoVIg-19 Plasma Alliance

Dr. Lutz Bonacker, Senior Vice President und General Manager Europe, CSL Behring GmbH

CoVIg-19: Klinische Studien als Meilenstein

Die Forscher starteten mit Hochdruck – und wurden schnell fündig. Bereits nach kurzer Zeit konnte das Konsortium einen ersten Medikamenten-Kandidat präsentieren: Das vielversprechende “Anti-SARS-CoV-2” ist ein sogenanntes polyklonales Hyperimmunglobulin-Medikament, das zur Behandlung von Covid-19 Erkrankten eingesetzt werden könnte. Das Medikament enthält spezielle Antikörper – sogenannte Immunglobuline – die aus Blutplasma gewonnen werden. Auch eine Bezeichnung hatten die Forscher schnell gefunden: Sowohl das Präparat als auch die Allianz tragen nun den Namen CoVIg-19. Jetzt wollen die Wissenschaftler Verträglichkeit und Wirksamkeit der sogenannten Hyperimmunglobulin-Therapie bei erwachsenen Patienten mit Covid-19 sicherstellen. Denn noch sind viele Fragen offen: „Wir müssen nicht nur die optimale Dosierung für die behandelnden Ärzten genau definieren, um einen gesicherten Therapieerfolg zu erreichen. Wir streben natürlich auch ein Medikament an, das eine Haltbarkeit von zwei bis drei Jahren hat”, erklärt Bonacker. Und die Forscher sind optimistisch: Wenn die laufenden Studien positiv verlaufen, könnten sie vielleicht bereits Anfang 2021 einen behördlichen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel Agentur (EMEA) und bei der US-amerikanischen Food & Drug Administration (FDA) einreichen.

„Wir müssen nicht nur die optimale Dosierung für die behandelnden Ärzten genau definieren, um einen gesicherten Therapieerfolg zu erreichen. Wir streben natürlich auch ein Medikament an, das eine Haltbarkeit von zwei bis drei Jahren hat.”
Dr. Lutz Bonacker

Blutplasma rettet Leben

Als Rohstoff für dieses Präparat dient Blutplasma, das aber nicht künstlich herstellbar ist. Deshalb hat das Konsortium weltweit einen Aufruf an Menschen gestartet, die Covid-19 überstanden haben. Das Ziel: Sie sollen Blutplasma spenden. Denn dieser Teil des Blutes enthält nicht nur Gerinnungsfaktoren, sondern vor allem die für das Medikament so notwendigen Immunglobuline. Diese Antikörper sind körpereigene Abwehrstoffe und werden gebildet, sobald der menschliche Organismus gegen fremde Erreger wie das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 kämpft. Diese sogenannte Immunantwort – also die Antikörper – gewinnen die Forscher aus dem Blutplasma von bereits genesenen Patienten und reinigen sie auf. Dies ist dann die Basis für ihr möglicherweise lebensrettendes neues Medikament CoVIG-19.

Der Vorteil einer Plasma-Allianz wird auch bei der Suche nach Antikörpern deutlich: „Die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt enorm, wenn mehr Firmen einen Plasmaspendenaufruf anstoßen als wenn nur eine Firma das allein übernimmt”, sagt Bonacker. Weltweit stehen allein bei CSL Behring über 240 Plasmazentren als Anlaufstelle für die speziellen Blutspenden bereit – aber es sollen weitere folgen. „Wir konnten im letzten Jahr bereits fast 40 neue Plasmazentren eröffnen trotz der Einschränkungen durch Covid-19”, so Bonacker. Die Zentren sind trotz Covid-19-Pandemie gut vorbereitet: Mitarbeiter wurden intensiv geschult und es herrschen strenge Abstands- und Hygienevorschriften.

Innovative Forschung mit großer Expertise

Der Forschungsstandort Marburg hat ein differenziertes Portfolio und ist in fünf Therapiebereiche unterteilt: Immunologie, Hämatologie, Transplantation, Kardiovaskuläre und Stoffwechselerkrankungen sowie Atemwegserkrankungen. „Wir konzentrieren uns auf diese Forschungsbereiche, weil wir in diesen Gebieten eine große Expertise und Präsenz aufweisen”,
erklärt Dr. Lutz Bonacker, Senior Vice President und General Manager Europe der CSL Behring GmbH.

Neue Therapieansätze gegen Covid-19

Weltweit suchen Forscher auch fieberhaft nach einem Impfstoff gegen COVID-19. Doch selbst wenn ein solcher bald gefunden würde, macht das die Arbeit an einem Medikament nicht obsolet. Bonacker: „Die Wahrscheinlichkeit, dass weiterhin Menschen dem neuartigen Coronavirus ausgesetzt sind und auch daran erkranken, bleibt trotzdem.” Aktuell zählt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 130 Impfstoff-Projekte. Auch der Mutterkonzern CSL Limited arbeitet in Kooperationen bei der Suche nach dem rettenden Impfstoff: Die CSL-Tochter Seqirus kollaboriert beispielsweise mit der Universität von Queensland in Australien und bringt umfangreiches Wissen ein rund um sogenannte Adjuvantien, pharmakologische Hilfsstoffe, die auch bei Grippe-Impfstoffen eine wichtige Rolle spielen. „Bei CSL forschen wir bereits seit Jahren intensiv an Grippe-Impfstoffen, die ja auch jedes Jahr neu konzipiert werden müssen, weil das Virus immer wieder mutiert”, erklärt Bonacker. Und diese Erfahrung hilft: Die erste Phase der Massenproduktion des Impfstoffs UQ COVID-19 soll in den biotechnologischen Produktionsanlagen von CSL im australischen Melbourne stattfinden. CSL geht davon aus, dass die Produktionstechnologie so skaliert werden kann, dass gegen Ende 2021 bis zu 100 Millionen Dosen produziert werden können. 

Experten in Forschung & Entwicklung
> 0

Um möglichst umfangreich Hilfe gegen das Coronavirus zu bieten, verfolgt CSL Behring neben den bereits genannten Therapien auch noch weitere Ansätze. Das Plasma-Unternehmen startet aktuell mit der 2. klinischen Phase eines Faktor XIIa antagonistischen monoklonalen Antikörpers. Der Wirkstoff CSL312 (Garadacimab) soll zur Behandlung der schweren Atemnot aufgrund einer schweren Covid-19 Erkrankung eingesetzt werden. „Die größte klinische Herausforderung in der Behandlung von Patienten mit starker COVID-19 Infektion und der Verbesserung des Ausgangs sind unsere Möglichkeiten, die schweren Atemwegskomplikationen im Zusammenhang mit dieser Krankheit zu behandeln,“ erklärt Lars Groenke, R&D Lead, Therapiebereich Atemwege, CSL Behring. „Es ist unsere Hoffnung für CSL312, das Fortschreiten von COVID-19 aufzuhalten, das Therapieergebnis zu verbessern und Ärzten ein effektives Mittel im Kampf gegen dieses tödliche Virus zur Verfügung zu stellen.“

Für weitere Antikörperentwicklungen holten die Plasma-Experten von CSL Behring auch Forscher von SAB Biotherapeutics als wichtigen Partner ins Boot. Die Wissenschaftler des US-amerikanischen biopharmazeutischen Unternehmens steuern eine Entwicklungsplattform für Antikörper bei. Dabei geht SAB Biotherapeutics einen neuen Weg: Die Entwicklung einer Therapie auf Basis fortgeschrittener Gentechnologie, bei der sogenannte humane polyklonale Antikörper die natürliche Immunantwort des menschlichen Körpers simulieren. Diese neuartige Immuntherapie könnte ohne menschliche Blutplasmaspenden von genesenen Covid-19 Patienten hergestellt werden. Der Start klinischer Studien sind für diesen Sommer in Nordamerika geplant.  

Diese vielfältigen lösungsorientierten Ansätze zeigen, dass ein gemeinsames Forschungsnetzwerk zur Bewältigung der Krise beiträgt. 

Firmenporträt

CSL Behring

CSL Behring – ein Mitglied der CSL-Unternehmensgruppe mit Sitz in King of Prussia, USA – ist ein global führendes Biotech-Unternehmen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung sicherer Therapien zur Behandlung von Menschen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen. Der Standort Marburg ist auf die Herstellung und Erforschung plasmabasierter und rekombinanter Therapien spezialisiert.

Schreibe einen Kommentar