Mittelhessen unterwegs: Healthcare-Hotspots der USA

USA trifft Mittelhessen: Im Februar 2020 reiste eine hessische Delegation an die US-Ostküste. Ziel: Investitionen von US-Unternehmen in Hessen forcieren. Mit dabei war auch Christian Piterek, Regionalmanager der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH. Seine Mission: Die Healthcare-Region Mittelhessen mit US-Hotspots der Branche in Boston, Princeton und Philadelphia zu vernetzen. Im Interview schildert er seine Eindrücke.

Christian Piterek, Regionalmanagement Mittelhessen

Sie haben einige Healthcare-Hotspots in USA besucht. Wo genau waren Sie?

Die Ostküste der USA ist gerade auch für den Healthcare-Bereich ein Trendsetter. Denken Sie nur an KI und Digitalisierung in der Medizin. Und besonders die Regionen um Boston und Philadelphia, sowie New Jersey als das Zentrum der produzierenden Biotechnologie-Unternehmen waren daher das perfekte Ziel. Wir hatten zahlreiche hochrangige Termine dort. Beispielsweise konnte ich mit dem German Accelerator Life Science und IBM Watson einen Besuch abstatten. In Princeton traf ich die Vertreter des BioNJ, Verband für Biotechnologie-Industrie New Jersey. Und wir hatten dort ein Meeting mit dem Entrepreneurial Hub der Universität Princeton. Und in Philadelphia gab es dann noch weitere Netzwerk-Meetings.

Was war das Ziel Ihrer Reise?

Mit unserer Roadshow wollten wir für mehr Investitionen von US-Unternehmen in Hessen werben und die amerikanisch-hessischen Handelsbeziehungen weiter stärken. Für uns als Regionalmanagement war es dabei wichtig, dass wir Mittelhessen als die Healthcare-Region mit starken und innovativen Unternehmen und Hochschulen positionieren. Immerhin sind ja mehr als 250 Unternehmen in der Region beheimatet, wovon die zehn größten zusammen mehr als 4 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaften. Darüber haben wir in verschiedensten Formaten wie Vorträgen, Unternehmensbesuchen und Netzwerk-Events informiert. Ich hatte sehr viele konkrete Beispiele und Anknüpfungspunkte im Gepäck, um mit den lokalen Akteuren in Dialog zu kommen. Insgesamt war es eine gute Gelegenheit die Aufmerksamkeit für die Region zu erhöhen und neue Netzwerke aufzubauen.

Während des Philadelphia Business Day informiert Christian Piterek die Anwesenden über den Wirtschaftsstandort Mittelhessen.

Welche Eindrücke und Erkenntnisse haben Sie gewonnen?

Ich habe sehr positive Rückmeldungen erhalten. Denn Mittelhessen als Region ist in den USA wenig bekannt. Aber die Stärken der Region wurden in den Vorträgen und Gesprächen deutlich, die Teilnehmer der Events waren sehr positiv überrascht von der Leistungsfähigkeit der Region. Wir haben auch sehr viele, sehr konkrete Kontakte, bei denen wir jetzt das Follow-up durchführen. Und wir konnten zudem auch viele neue Kontakte gewinnen, die uns den Zugang zur US-Ostküste bei möglichen Kooperationsanfragen deutlich erleichtern werden.

Welche Termine haben Sie am meisten beeindruckt?

Wir haben beispielsweise von Armen Pischdotchian, Academic Tech Mentor bei IBM Watson Einblicke in das Thema Künstliche Intelligenz und Deep Learning erhalten. Ein Bereich, der auch in der Medizin extrem wichtig wird. Dazu hat ja gerade auch die Philipps-Universität in Marburg mit Prof. Dr. Martin Christian Hirsch einen der international führenden Experten im Bereich der Künstlichen Intelligenz auf die neu eingerichtete Professur „Künstliche Intelligenz in der Medizin“ berufen. Spannend war aber auch zu sehen, wie an der Princeton University Gründungen aus der Hochschule heraus gefördert werden. Mit Coworking Space und Coworking Labs gibt es dort eine ideale Umgebung für Startups aus dem Life Science-Bereich. Sowohl Hochschulangehörige als auch externe Unternehmen können sich einmieten. Und das Venture Cafe in Philadelphia war beeindruckend: Dies ist eine Veranstaltung für die Startup Szene in Philadelphia und findet jeden Donnerstag in einem Life Science Hub statt. Der Spirit der Veranstaltung ist extrem cool. Es gibt verschiedene Panels, Vorträge und Networking. Die Atmosphäre ist sehr offen, sodass man auch als externe Person sich sehr einfach mit den anderen Teilnehmern vernetzen kann.

Welche Bedeutung hat die USA denn generell für den Healthcare-Standort Mittelhessen und umgekehrt?

Nun, die USA sind der wichtigste Quellmarkt für ausländische Direktinvestitionen in Hessen. Und zudem auch der größte Handelspartner Hessens. Besonders chemische und pharmazeutische Erzeugnisse aus Hessen sind ja seit vielen Jahren in den USA beliebt.  Es dominieren vor allem verbrauchsfertige Arzneimittel oder auch Impfstoffe und Diagnostika. Und gerade die US-Ostküste ist stark in den Branchen Life Science, Pharma, Biotechnologien und Medizintechnik. Aber zusätzlich müssen wir ja heute auch noch ganz andere Bereiche betrachten, die ebenfalls für die Healthcare-Branche immer wichtiger werden wie beispielsweise Data-Mining-Lösungen oder IT-Sicherheit. Aber auch die Sicherheit beispielsweise beim Transport von neuen, hochsensiblen biologischen Wirkstoffen. All das macht eine internationale Kooperation unerlässlich. Die aktuelle Covid-19-Pandemie zeigt uns ja ebenfalls gerade, wie wichtig der internationale Austausch von Forschungsergebnissen ist.

Hessen-Abend in Boston, ein Business-Netzwerk-Event für die deutsche Community und weitere interessierte US-Amerikaner

Hochrangige Delegation

Die hessische Delegation wurde angeführt von Dorothee Hanitsch, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW). Mit dabei waren u.a. Dr. David Eckensberger, Leiter Abteilung Internationale Angelegenheiten der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI), Dr. John Gatto, President FrankfurtRheinMain Corp., Chicago office, Dr. Mark C. Hilgard President American-German Business Club Frankfurt e.V. Organisiert wurde die Reise durch die HTAI im Auftrag des HMWEVW. Neben der HTAI und dem HMWEVW waren die Regionen durch die FrankfurtRheinMain GmbH und das Regionalmanagement Mittelhessen vertreten. Der American-German Business Club Frankfurt e.V. begleitete die Delegation und informierte über die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Unternehmensgründung in Deutschland. Partner in Nordamerika war die German American Chamber of Commerce New York.

Schreibe einen Kommentar