Der Kaufvertrag ist unterschrieben – das Gelände der Brühlschen Universitätsdruckerei in Gießen gehört den Johannitern

Das Gewerbeobjekt mit Lager- und Büroflächen wurde von den Johannitern gekauft und wird künftig für Logistik und Bevorratung für das EU-geförderte Projekt „rescEU medical stockpile DE“ genutzt.

Eingang Verlagshaus. Bildnachweis: Johanniter

Der Kaufvertrag für das insgesamt 26.000 m² große Grundstück zwischen Brühl-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Maaß und den Johanniter-Landesvorstandsmitgliedern Peter Kaimer und Oliver Meermann wurde unterzeichnet. Von nun an wird das Gelände von den Johannitern genutzt. 

Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. hatte im vergangenen Jahr das Vergabeverfahren für das EU-geförderte Projekt „rescEU medical stockpile DE“ gewonnen und übernimmt an einem von zwei Standorten in Deutschland die Einlagerung von medizinischer Schutzausrüstung und Geräten: „Für unsere Logistik eignet sich das Gelände perfekt. Die Lagerfläche bietet mit 14.000 m² ausreichend Platz für die Unterbringung der Materialien und das Gelände liegt verkehrsgünstig nahe dem Stadtrand, unweit des Gießener Rings, der Autobahn 485. Und dank der großen Fläche mit Lager- und Büroflächen stehen uns sehr gute Erweiterungsmöglichkeiten offen“, erklärt Oliver Meermann, Landesvorstandsmitglied der Johanniter in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Die Corona-Pandemie war ein Beispiel dafür, wie abhängig man von Lieferketten aus dem Ausland ist. Um auf zukünftige Mangelsituationen vorbereitet zu sein, finanziert die EU neun Lagerhäuser in Europa. Die erste Lieferung mit Schnelltests wurde von den Johannitern im Mai dieses Jahres in Empfang genommen und symbolisierte den Start des Projekts „rescEU medical stockpile DE“. Die Beschaffung, Einlagerung, Pflege und logistische Verteilung im Bedarfsfall gehört zur Aufgabe des Johanniter-Kompetenzzentrums für Europäischen Katastrophenschutz (EUCC), welches nicht weit von Gießen entfernt, im Regionalverband Rhein-Main der Johanniter-Unfall-Hilfe angesiedelt ist. Das EUCC koordiniert die Zusammenarbeit und die Vereinbarung mit der Europäischen Kommission. „Unsere Lagermöglichkeiten zu vergrößern, ist für den Landesverband ein logischer und wichtiger Schritt, um die Handlungsfähigkeit des Verbandes auch in Zukunft sicherzustellen. Die Corona-Pandemie und jüngst auch die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben deutlich gemacht, dass Hilfsorganisationen neben ihren bekanntesten Aufgaben – Leben zu retten und medizinische Versorgung zu leisten – ganz besonders auch im Rahmen von Katastropheneinsätzen schnell, schlagkräftig und zielorientiert die unterschiedlichsten Aufgaben meistern. Hierfür müssen wir stets gut vorbereitet sein. Je besser Lager und Logistik aufgestellt sind, umso effizienter kann der Einsatz eingeleitet werden“, unterstreicht Meermann.

Dass das Gelände in Gießen-Wieseck an eine Hilfsorganisation verkauft wird, erfreut Brühl-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Maaß: „Bei aller Traurigkeit über den Verlust der Arbeitsplätze und die Abwicklung der traditionsreichen Brühlschen Universitätsdruckerei freue ich mich doch, dass mit der Johanniter-Unfall-Hilfe ein leistungsstarker Erwerber der Immobilie gefunden wurde. Vor allem können auch die Gebäude weitgehend erhalten bleiben und als großes Zentrallager für den Katastrophen- und Pandemieschutz einer neuen und so wichtigen Nutzung zugeführt werden. Nicht zuletzt sehe ich dies als Erfolg für die Attraktivität des Standorts Gießen mit seiner zentralen Lage, sehr guten Verkehrsanbindung und Nähe zur Rhein-Main-Region, dass wir dieses bedeutsame Projekt nach Mittelhessen holen konnten. Und auch die Nachbarn der unmittelbar angrenzenden Wohnbebauung dürften erleichtert sein, dass ihnen eine umfangreiche Bautätigkeit und die anschließenden Belastungen gewerblicher Nutzung weitgehend erspart bleiben“.

Die IMAXX – Gesellschaft für Immobilien-Marketing GmbH hatte die Vermittlung zwischen Käufer und Verkäufer übernommen und den Prozess begleitet. Über den Kaufpreis für das 26.000 m² große Gelände mit 14.000 m² Lagerfläche und ca. 3.500 m² Bürofläche haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. 

Hintergrund rescEU medical stockpile DE:

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie haben die EU-Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten im März 2020 beschlossen, Kapazitäten zur medizinischen Bevorratung aufzubauen. Die Lager werden von den EU-Mitgliedstaaten unterhalten und von der EU finanziert. Die beteiligten Staaten sollen auch die Verteilung der Materialien im Falle eines entsprechenden Hilfeersuchens im Rahmen des Unionsverfahrens gewährleisten.

Firmengeschichte

Brühlsche Universitätsdruckerei:

Die Brühlsche Universtitätsdruckerei in Gießen wurde im Jahre 1829 von Georg Daniel Brühl gegründet, der den bereits seit 1750 bestehenden Vorläufer des Gießener Anzeigers in seiner Verantwortung hatte – der inzwischen neuntältesten Zeitung der Welt. Im Jahr 2003 wurden Brühl und Gießener Anzeiger in zwei rechtlich unabhängige Firmen getrennt. Vor allem aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und dem Einbruch bei Werbemitteln und Drucksachen in den Bereichen Tourismus, Messen und Veranstaltungen während der Corona-Pandemie meldete Geschäftsführer Dr. Wolfgang Maaß im Januar 2021 für die Druckerei Insolvenz an, die Betriebsschließung erfolgte am 30. Juni 2021.