„Mit unserer antimikrobiellen Beschichtung lassen sich beliebige Oberflächen ausstatten“

Oberflächen, die nach nur 15 Minuten zu 99 Prozent keimfrei sind. Wie das funktioniert, erklärt der Chemiker Dr. Klaus Schepers, der vor wenigen Jahren das Unternehmen Munditia Technologies GmbH, kurz MUNDITECH, gründete. Dass sich Oberflächen dauerhaft keimfrei halten lassen, kann auch ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen Corona-Viren sein. 

 

Was zeichnet die antimikrobielle Beschichtung von MUNDITECH aus?

Dr. Klaus Schepers: Wir haben einen neuen Mechanismus entdeckt, der auf einer rein physikalischen Wirkung der Beschichtung beruht. Dieser Ansatz, also dass eine Oberfläche bereits stark antimikrobiell wirkt, ist hierbei neu. Das wurde uns von führenden Wissenschaftlern, die sich mit Bereich Krankenhaushygiene beschäftigen, bestätigt. In der Medizintechnik werden dagegen häufig Nano-Silber oder Silber-Verbindungen eingesetzt. Silber ist nicht nur teuer, sondern es wirkt im Vergleich zu unserer Lösung wesentlich langsamer und auch weniger stark. Der Grund ist, dass Silberionen erst freigesetzt werden müssen, um ihre Wirkung zu entfalten. Das benötigt in der Regel einige Stunden. Unsere Lösung ist dagegen eine Art pflanzenbasierter Lack, der schneller, effizienter, umweltfreundlicher und kostengünstiger ist. Die Beschichtung ist permanent wirksam und langzeitstabil. Und es werden im Vergleich zu anderen Technologien keine aktiven Wirkstoffe freigesetzt. Wir verwenden auch keine Nanopartikel. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich beliebige Oberflächen wie Holz, Kunststoffe, Metalle, keramische Materialien und sogar Papier beschichten lassen.

Prozent der Bakterien der Art Staphylococcus aureus werden bereits nach fünf Minuten zu mehr als 95 Prozent abgetötet. Nach 15 Minuten sind es 99 Prozent.
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Gegen welche Krankheitserreger wirkt diese Beschichtung?

Dr. Klaus Schepers: Gegen jegliche Art von Bakterien wie zum Beispiel Escherichia coli, Legionellen oder Staphylococcus aureus. Für letztere Bakterienart konnten unabhängige Laboratorien in Tests zeigen, dass bereits nach fünf Minuten mehr als 95 Prozent der Keime abgetötet sind. Nach 15 Minuten waren es mehr als 99 Prozent. Nach zwei bis vier Stunden haben wir auf den Oberflächen absolute Sterilität. Die Beschichtungen wirken aber auch gegen Schimmelpilze und umhüllte Viren. Wir haben die Wirkung von zwei Produkten auf Corona-Viren testen lassen. Das unabhängige Hygiene-Labor attestierte dem einen Produkt eine Virusreduktion von mehr als 99,99 Prozent und damit „eine sehr überzeugende Wirksamkeit“ und bei dem zweiten Produkt mit mehr als 99,97 Prozent fast genauso viel.

"Für unsere Technologie bieten sich natürlich zahlreiche Anwendungen im Hygiene-Bereich an: Sanitär-Bereiche, Türklinken, Wände, Möbel oder Lichtschalter in Patientenzimmern oder ganze Operationssäle. All das lässt sich dauerhaft keimfrei halten."
Dr. Klaus Schepers
Gesellschafter, Geschäftsführer, Munditia Technologies GmbH

 

Das klingt nach einer aussichtsreichen Zukunft. Wo können die Beschichtungen im medizinischen Alltag helfen?

Dr. Klaus Schepers: Neben der aktuellen Corona-Krise sorgt ja auch das Thema multiresistente Keime und Krankenhausinfektionen immer wieder für Schlagzeilen. Für unsere Technologie bieten sich natürlich zahlreiche Anwendungen im Hygiene-Bereich an, um kostengünstig einen deutlich höheren Sicherheitsstandard zu erreichen. Es ließen sich beispielsweise zukünftig kritische Bereiche mit unserer Beschichtung ausrüsten wie zum Beispiel Sanitär-Bereiche, Türklinken, Wände, Möbel oder Lichtschalter in Patientenzimmern oder ganze Operationssäle, Schleusen und so weiter. All das lässt sich dauerhaft keimfrei halten. Der Schutz wird letztendlich nur durch Berührung mechanisch abgetragen – und das nur sehr langsam. Es kann Monate dauern, bis man gegen den Verschleiß einen neuen Auftrag machen muss. Aber auch um das zu kontrollieren, haben wir in unsere Produkte einen UV-Marker eingebaut. Mit einer einfachen Schwarzlichtlampe lässt sich überprüfen, ob die Beschichtung noch intakt ist. 

Die Firma Munditech ist eine mittelhessische Erfolgsgeschichte. Wie startete Ihr Unternehmen und für welche weiteren Anwendungsbereiche eignen sich die Beschichtungen noch? 

Dr. Klaus Schepers: Zunächst waren wir Untermieter im Technologie- und Innovationszentrum in Gießen. Dann nahmen wir 2018 am Accelerator-Programm der Firma Merck in Darmstadt teil, ausgewählt als eines unter mehr als 400 Start-up-Unternehmen weltweit. Dieses Programm hat unsere Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit deutlich erhöht. Aktuell unterstützt uns die Firma Johannes Hübner als Partner, das Regionalmanagement Mittelhessen und die hessische Wirtschaftsförderung dabei, uns auf dem Markt zu positionieren und uns mit potenziellen Partnern und Kunden zu vernetzen. Denn unsere Beschichtungen bieten sich noch für diverse weitere Anwendungsfelder an wie zum Beispiel Luft- und Klimatechnik, Wasseraufbereitung, Lebensmittelverpackungen, Tapeten und Wandverkleidungen.

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