Krebsmedizin in Hessen: Spitzenzentrum bietet optimale Versorgung

Klinik-Konsortium an der Spitze der Krebsmedizin

Krebspatienten in Hessen können auf die bestmögliche medizinische Versorgung vertrauen: Die Stiftung Deutsche Krebshilfe hat das Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) Frankfurt-Marburg als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet.
Damit bescheinigt sie dem Comprehensive Cancer Center-Konsortium bestehend aus dem CCC Marburg und dem UCT Frankfurt eine führende Rolle in der Krebsforschung – und den beteiligten Ärzten und Wissenschaftlern Strukturen und Qualitätsstandards auf hohem medizinischen Niveau.

Das Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT) ist Teil des Spitzenzentrums, das die optimale Versorgung von Krebspatienten in Hessen sicherstellt.
Foto: Markus Haist © UCT Frankfurt-Marburg.

Die Auszeichnung als Onkologisches Spitzenzentrum ist Prof. Dr. Thomas Wündisch, Direktor des CCC Marburg, Lob und Ansporn zugleich. Denn die Förderung durch die Deutsche Krebshilfe bedeutet zusätzliche Möglichkeiten – verbunden mit dem klaren Auftrag einer flächendeckenden Patientenversorgung auf höchstem medizinischen Niveau und nach aktuellem onkologischen Wissensstand (siehe Textbox). Im Mittelpunkt aller Aktivitäten soll dabei stets der Patient stehen.

Patienten, Ärzte und Wissenschaftler profitieren vom engen Austausch

“Unsere Patienten profitieren eindeutig vom Zugang zu neuen Therapien und von einer besseren Behandlung”, erklärt Wündisch mit Blick auf die wachsende Anzahl an Patientinnen und Patienten, die an beiden Standorten behandelt werden. Rund 2.000 Patienten werden schon jetzt jedes Jahr in Marburg und Frankfurt in klinischen Studien behandelt. Auch die beteiligten Ärzte und Wissenschaftler haben von der engen Zusammenarbeit einen enormen Gewinn. “Unsere Standorte sind täglich im Austausch, wir schätzen uns gegenseitig sehr, lernen voneinander und steigern so die Qualität unserer Therapien. Auch das UCT Gießen soll in das Konsortium integriert werden”, sagt der Direktor des CCC, Prof. Wündisch. Die Mediziner im UCT Frankfurt-Marburg lernten so neue Therapien häufig schon kennen, bevor sie in die Standard-Behandlung integriert würden. Patienten, deren Fälle in interdisziplinären und zum Teil auch standortübergreifenden Tumorboards besprochen werden, merken das und wissen diese Expertise zu schätzen.

Foto: © CCC, UKGM
“Unsere Patienten profitieren eindeutig vom Zugang zu neuen Therapien und von einer besseren Behandlung."
Prof. Thomas Wündisch
Direktor des CCC Marburg

Sehr komplexe Befunde oder seltene Tumore erfordern immer wieder auch eine umfangreiche genetische Diagnostik, deren Ergebnisse in der Molekularen Tumorkonferenz besprochen werden. Mehr als 20.100 Tumorboard-Empfehlungen spricht das UCT pro Jahr in etwa aus. Insgesamt behandeln die Spezialisten aus Frankfurt und Marburg so jährlich mehr als 20.000 Krebspatienten, 5.700 davon sind neu diagnostiziert. Neben der medizinischen Behandlung legen die Therapeuten auch Wert auf unterstützende Angebote wie die onkologische Bewegungstherapie und eine psychoonkologische Betreuung, die den Krebspatienten und ihren Angehörigen in Phasen großer Ängste und Anspannungen helfen, die Belastung besser zu bewältigen. Die Patienten im eher ländlich geprägten Marburg haben dabei die gleichen Möglichkeiten wie Betroffene in der Metropolregion Frankfurt.
Genau diese regionalen Unterschiede möchte die Deutsche Krebshilfe im gesamten Bundesgebiet aufheben.

Prof. Dr. Andreas Neubauer (rechts) und seine Kollegen besprechen im Tumorboard einzelne Diagnosen und ermitteln gemeinsam die optimale Therapie.
Foto: Markus Haist, © UCT Frankfurt-Marburg

Vertrauen und Kompetenz: Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit auf höchstem Niveau

Frankfurt und Marburg sind mit ihrem Konsortium nun eine Modellregion für Spitzenmedizin in der Onkologie und damit eines von 15 Leuchtturmprojekten für andere Regionen in Deutschland. Eine solch enge Zusammenarbeit braucht eine gute Basis, am besten sogar eine bestehende Partnerschaft – basierend auf Vertrauen und Kompetenz. Diese beiden Dinge schätzt Prof. Dr. Andreas Neubauer am UCT und an seinen Kollegen dort besonders.  Neubauer ist am Universitätsklinikum Marburg Direktor der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Immunologie. Ihm und seinem Kollegen Prof. Dr. Andreas Burchert, Leiter des Carreras Leukämie- und Lymphom Centrums am Comprehensive Cancer Center (CCC) Marburg, ist es bereits mehrfach gelungen, Ergebnisse aus der molekularbiologischen Forschung direkt in die Behandlung von Krebspatienten einfließen zu lassen. Genau diese Impulse für die translationale Krebsforschung sind es, die das Konzept der Spitzenzentren fördern möchte. Sie sollen neue Erkenntnisse schnell und effektiv in die klinische Anwendung bringen – zum Wohl der Krebspatienten.

Patienten in klinischen Studien im Jahr 2021
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Neue Erkenntnisse können schnell in die klinische Anwendung einfließen

In Marburg und in Frankfurt werden viele wissenschaftsgetriebene klinische Studien geplant und durchgeführt. Sie alle mit dem Ziel, die Krebstherapie zu verbessern. Mit einer davon haben Prof. Neubauer und Prof. Burchert zum Beispiel die Standardtherapie einer bestimmten Form der akuten myeloischen Leukämie (AML) verbessert: Sie haben gezeigt, dass ein Medikament mit einer völlig anderen Zulassung wirksam ist. “In unserer klinischen Studie haben wir gesehen, dass sich die Sterblichkeitsrate der Betroffenen nach einer Stammzelltransplantation halbiert.” Diese Erkenntnis ist nun in die Richtlinien zur Behandlung dieser Patientengruppe eingeflossen. Möglich wurde das dank einer optimalen Zusammenarbeit der beteiligten Studienzentren in Marburg und Frankfurt. Das fiel auch den Gutachtern der Deutschen Krebshilfe positiv auf.

Foto: © CCC, UKGM
“So eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit wächst über die Jahre, das kann niemand verordnen oder von oben vorgeben.”
Prof. Dr. Andreas Neubauer
Direktor der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Immunologie am UKGM
behandelte Krebspatienten im Jahr 2021
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“So eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit wächst über die Jahre, das kann niemand verordnen oder von oben vorgeben”, konstatiert Neubauer. Das mache die Arbeit am UCT auch so besonders und wertvoll für Patienten und Behandler. Durch die gute Zusammenarbeit können Neubauer und seine Kollegen in Frankfurt in Zukunft noch mehr Patienten in klinische Studien einschließen als bisher. “Das verbessert auch deren Prognose”, sagt Neubauer. Denn es sei bekannt, dass Krebspatienten, die in klinischen Studien engmaschig und intensiv betreut werden, häufig – unabhängig von ihrer Therapie – einen besseren Verlauf ihrer Erkrankung haben.

Die Patientinnen und Patienten werden an der Marburger Tagesklinik IAC gut von Ärztinnen und Ärzten und Pflegekräften betreut, auch im Rahmen von klinischen Studien.

Generell sieht Neubauer große Vorteile für Patienten, die an einem Tumorzentrum betreut werden. Der Zusammenschluss von Spezialisten und das “geballte Wissen” wirke sich auch auf den Therapieerfolg aus. “Wir Leukämie-Forscher in Frankfurt und Marburg befruchten uns gegenseitig und kennen uns über Jahrzehnte”, sagt Neubauer. Wer der Arbeit des anderen vertraut, schließt auch seine Patienten gerne in dessen Studien ein und bringt so die klinische Forschung wieder ein Stück weiter voran – und neue Therapien in die Klinik.
Solch eine enge Kooperation erfordert es auch, um Infrastrukturen wie beispielsweise das Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum in der Patientenversorgung, oder die Biomaterialbanken der beiden Standorte in der Forschung gemeinsam zu nutzen. Das geschieht nicht nur beim Austausch von Gewebeproben, sondern auch durch abgestimmte Softwarelösungen und entsprechende Schnittstellen. So steht den Wissenschaftlern auf der Suche nach neuen Therapien oder nach Biomarkern, die darüber entscheiden, ob ein Tumor auf eine bestimmte Therapie anspricht oder nicht, ein großer Fundus zur Verfügung.

Standortübergreifende Expertengruppen tauschen sich zudem regelmäßig über neueste Forschungsergebnisse und Entwicklungen aus. “Das geht bis hin zu den Studierenden, die sich zu gemeinsamen Seminar-Wochenenden treffen und Science Days veranstalten”, schildert Prof. Wündisch, Direktor des CCC in Marburg. Neben der Kooperation schätzt er auch sehr die kompetitiven Aspekte des Netzwerks der onkologischen Spitzenzentren: “Das spornt an.”
So profitieren am Ende alle von dem gemeinsam gelebten Anspruch auf Spitzenmedizin in der modernen Krebstherapie.

Tumorboard-Empfehlungen im Jahr 2021
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Gemeinsam gegen den Krebs
– Die Ziele der Onkologischen Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe

Mit den “Onkologischen Spitzenzentren” hat sich die Deutsche Krebshilfe das Ziel gesetzt, Tumorpatienten flächendeckend auf höchstem medizinischen Niveau und nach aktuellem onkologischen Wissensstand zu versorgen. Vorbild sind die “Comprehensive Cancer Centers (CCCs)” in den USA.

Eine internationale Kommission hochrangiger Krebsexperten begutachtet die Bewerber und achtet vor allem darauf, dass diese ihre Versorgungsstrukturen und -abläufe weiterentwickeln, mit umliegenden Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten – insbesondere onkologischen Schwerpunktpraxen – eng kooperieren sowie auf dem Gebiet der Onkologie innovativ forschen – und so die Krebsmedizin voranbringen.

Die CCCs wie das UCT wiederum sind in einem Netzwerk organisiert, das sich regelmäßig austauscht und seine Erkenntnisfortschritte mit allen onkologischen Versorgungseinrichtungen bundesweit teilt. So sollen alle Krebspatienten rasch von neuem Wissen profitieren. Bislang sind 127 Millionen Euro an Fördergeldern in das Förderprogramm geflossen.