Den Ursachen lebensbedrohlichen Lungenhochdrucks auf der Spur

Ein Team von Wissenschaftler aus Mittelhessen sucht nach neue Strategien zur Behandlung des tödlichen und bislang unheilbaren Lungenhochdrucks. Ihre Erfolge wurden durch eine Verlängerung der Förderung seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für weitere vier Jahre honoriert.

(Credit: Yevhen Vitte/ shutterstock)

Das perfekt abgestimmte Zusammenspiel von Herz und Lunge garantiert die optimale Versorgung unseres Körpers mit lebensnotwendigen Sauerstoff. Wenn aber die Lungengefäße durch Wandverdickungen verengt oder blockiert sind, wird der Blutfluss gestört und der Druck in den Lungenarterien steigt. Das Herz muss mehr Arbeit leisten, da die rechte Herzkammer mehr Kraft braucht, um das Blut durch die Lungen zu pumpen. Das Ergebnis ist der sogenannte Lungenhochdruck, eine Überlastung des Herzmuskels, der zunehmend schwächer wird und letztendlich versagt. Auch wenn die Inzidenz des Lungenhochdrucks relativ niedrig ist – in Deutschland sind schätzungsweise 2000 bis 6000 Menschen davon betroffen – ist die Suche nach neuen Therapiestrategien unerlässlich, da die Erkrankung unheilbar ist.
Im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs (SFB) 1213 „Pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale”, erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Mittelhessen unter Federführung des Zentrums für Innere Medizin der Medizinischen Klinik II der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) die krankmachenden Umbauprozesse in Lunge und Herz, die zum Lungenhochdruck führen. Die Erfolge dieses Konsortiums in der letzten Förderperiode, haben zu einer Verlängerung der DFG-Förderung um weitere vier Jahre mit rund 13,84 Millionen Euro geführt. „Ich freue mich sehr darüber, dass die wichtige Arbeit unseres Forschungskonsortiums so honoriert wurde und nun fortgesetzt werden kann“, so Prof. Norbert Weißmann, Sprecher des Sonderforschungsbereichs. „Unser Vierjahres-Etappenziel auf dem Weg, neue Zielstrukturen für die Behandlung des Lungenhochdrucks und des Versagens des rechten Herzens zu finden, haben wir erreicht.“

Lungenhochdruck und Lungenkrebs sind eng vernetzt

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Forschungsgruppe zählt der Nachweis einer Verbindung zwischen Lungenhochdruck und Lungenkrebs. In Lungengefäßzellen und Krebszellen führen nämlich ähnliche Mechanismen zu einer ungehemmten Zellvermehrung und zur Ausbildung von Wucherungen. Diese Erkenntnis könnte den Weg ebnen für die Entwicklung neuer Medikamente, die zielgerichtet in der Behandlung von beiden Erkrankungen angewendet werden können. Ein neues Projekt soll sich jetzt mit der genaueren Untersuchung dieser Mechanismen befassen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifizierten einen molekularen Mechanismus, der die Entwicklung des Lungenhochdrucks aus der Wand der Gefäße heraus steuert und den man von Krebspatienten kennt. Medikamente, die in der Krebstherapie eingesetzt werden, könnten deswegen auch die krankhaften Prozesse bei Lungenhochdruck aufhalten und zu einer Regeneration der verengten Blutgefäße führen.

Neue Therapien können den Funktionsverlust des Herzens aufhalten

Die Untersuchung der Reaktionen des rechten Herzens auf die Überbelastung beim Lungenhochdruck hat zudem zu einem besseren Verständnis der kardialen Anpassungsmechanismen geführt. Neu entdeckte Biomarker erlauben eine genauere Bestimmung des Krankheitsgrades des rechten Herzens. Diese neuen Erkenntnisse haben den Forschern dazu verholfen, Wirkstoffe zu ermitteln, die die Herzmuskulatur stabilisieren und gleichzeitig dem fortschreitenden Funktionsverlust entgegenwirken können. Auch die Rolle der linken Herzkammer soll jetzt näher untersucht werden.

Vom Labor zur erfolgreichen Patientenbehandlung durch gute Kooperation

An diesen Projekten sind außer der JLU, das Max-Planck-Institut für Herz-Lungenforschung und der Campus Kerckhoff der Justus-Liebig-Universität Gießen und ihres Fachbereichs Medizin in Bad Nauheim sowie die Philipps-Universität Marburg beteiligt. Eine enge Kooperation besteht auch mit dem Imperial College London (Großbritannien). Die Beteiligung von mehreren Zentren, die erfolgreiche Kooperation unter den unterschiedlichen Forschungsgruppen und die Bündelung von mehreren Krankenhauskapazitäten sind unerlässlich um neue Therapien zu entwickeln und um diese schnell und effizient in klinischen Studien zu testen. Ein breites Netzwerk erlaubt die enge Verknüpfung zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung, die notwendig ist, um neue Therapieansätze erfolgreich ans Krankenbett zu bringen. „Entscheidend für unseren Erfolg ist die enge Verzahnung zwischen den verschiedenen Projekten, die unmittelbare Einbindung der klinischen Forschung und die hervorragende Zusammenarbeit der Projektleiter“, so Prof. Weißmann.

Leave a Comment