Trendbericht Robotik: Von OP-Talenten und Kuschelrobben

Roboter im OP setzen mit dem Skalpell hochpräzise Schnitte und halten dazu noch die 3D-Kamera für die optimale Datenübertragung. Auch im Pflegebereich sind die elektronischen Helfer bereits weltweit etabliert: Sie unterstützen demenzkranke Patienten oder erleichtern Pflegern die körperlich anstrengende Arbeit.

Dank Robotik und DaVinci könnten so oder so ähnlich in Zukunft immer mehr Operationen aussehen.
So oder so ähnlich könnten in Zukunft immer mehr Operationen aussehen. (Credits: Zapp2Photo / shutterstock.com)

Chirurgen der Zukunft operieren mit drei Armen – und am vierten halten sie eine 3D-Kamera. Der Operateur hat aber weder einen Kopf, noch ist er aus Fleisch und Blut, dafür besteht er aus Spezialinstrumenten, Kabeln und jede Menge Elektronik. Zum Hantieren braucht der OP-Profi allerdings einen Arzt, der den Eingriff leitet und an der verlängerten Werkbank seines Roboter-Kollegen sitzt: der Kontrollkonsole. Von hier aus steuert der Mediziner sämtliche Bewegungen und Eingriffe seines ausführenden Partners: dem Da-Vinci-System. Wer nach Operationsrobotern sucht, landet am Ende immer wieder bei dieser Hightech-Maschine – entwickelt von der US-Firma Intuitive Surgical, Marktführer auf diesem Gebiet.

Robotik in der Medizin

Das Da-Vinci-System ist mittlerweile ein etablierter Assistent für Ärzte, die aber immer die Regie führen. Bislang setzten Mediziner weltweit das System vor allem bei urologischen Eingriffen ein. Im Jahr 2017 wurden sogar erstmals mehr roboterassistierte als konventionelle OPs durchgeführt. 

Ärzte und Patienten profitieren von den Vorteilen: Es gibt weniger postoperative Komplikationen wie zum Beispiel schlechte Wundheilung, denn dank der Robotik sind nur sehr kleine Schnitte nötig. Auch am Universitätsklinikum Gießen zieht ein Roboter in den Operationssaal ein: Ab Sommer 2019 bekommen die Ärzte Unterstützung durch ein Da-Vinci-System. Die Mediziner können mit maschineller Hilfe ihre Eingriffe dann bis auf einen Zehntel Millimeter genau durchführen. Unwillkürliches Zittern wie es selbst bei einem routinierten menschlichen Chirurgen vorkommen kann, ist bei Roboter-Kollegen ausgeschlossen. Denkbar ist, sie zudem mit virtueller Realität auszustatten, die den Medizinern erlaubt, noch tiefer in ihr Operationsfeld einzutauchen.

Roboter als Pflegehelfer

Auch wenn wir von Roboter-Doktoren noch weit entfernt sind, werden immer mehr Roboter im Gesundheitssektor eingesetzt.
Auch wenn wir von Roboter-Doktoren noch weit entfernt sind, werden immer mehr Roboter im Gesundheitssektor eingesetzt.

Während es in Operationssälen vor allem auf exaktes Positionieren, präzises Schneiden und hochauflösende Kameraaufnahmen ankommt, spielt bei Robotern in der Pflegemedizin ein anderer Aspekt eine Rolle: Menschlichkeit. Die Roboter sollen eine Mischung aus Pfleger und Freund sein – also sich um Frühstück und Medikamente kümmern, Telefongespräche vermitteln, Schachspielen oder im Falle eines Sturzes Hilfe holen. 

Durch diese Fähigkeiten können sie alten Menschen künftig ermöglichen, länger selbständig zu wohnen. Auch für die eigentlichen Pflegetätigkeiten sollen die Maschinen fit gemacht werden – und möglicherweise schon bald im Klinik-Alltag die körperliche Belastung von Krankenschwestern und -pflegern reduzieren.

Therapeut auf Kuschelkurs

Dagegen wird der Roboter Paro, ein Schmusetier in Form eines Robbenbabys, bereits eingesetzt: zur Therapie bei fortgeschrittener Demenz. Er kann den Kopf bewegen und Laute von sich geben. Behandelt man die Kuschelrobbe gut, wird sie beispielsweise anhänglich. Paro soll einen beruhigenden Einfluss haben und so die Patienten gesprächiger und gelöster werden lassen. Im Gegensatz dazu rollt der Roboter Pepper in menschlicher Gestalt umher und trägt ein Display auf seiner Brust. Er kann singen, sprechen, spielen und turnen. Wie solche Roboter das Personal von Pflegeheimen künftig möglicherweise entlasten können, wird derzeit erprobt. Ein weiteres Anwendungsfeld sind Reha-Roboter, die beispielweise Patienten bei ihrer Bewegungstherapie nach einem Schlaganfall unterstützen. Ersetzen können Roboter professionelle Ärzte, Pfleger oder Therapeuten nicht, aber sie stellen ein neues Werkzeug dar, um Patienten bestmöglich zu helfen.

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